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Die Waldlermesse 06.12.2015

Veranstaltungen > Aktivitäten 2015

Begleittext zur "Waldlermesse"

In der alten Klosterkirche von Rinchnach im Bayerischen Wald (etwa 1/2 Autostunde nördlich von Deggendorf gelegen) erklang erstmals die Waldlermesse. Das genaue Entstehungsjahr lässt sich heute nicht mehr exakt festlegen. Fest steht jedoch, dass der Komponist Ferdinand Neumaler (1895-1963) bereits in jungen Jahren nach seiner Ausbildung zur Harmonielehre am Lehrerseminar mit dem Komponieren begann und die Waldlermesse zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus altüberlieferten Texten und Melodien entstanden ist.
Und es wird über diese Messe geschrieben:

Bereits vor 900 Jahren stieg aus der Wildnis des Waldgebirges auch zum ersten Mal der Lobgesang der rodenden Mönche zur Ehre Gottes auf, als St. Gunther dieses Klosterlein gründete.

Und hier, in den heimeligen Tälern unter den blauen Grenzbergen ist heute noch jedes Lied des Volkes das Lob einer wundersamen Heimat. Ausdruck der Lebensfreude und Verehrung des Herrgotts und der Mutter Gottes.


In diesem Waldwinkel ist Ferdinand Neumaier, der Komponist der Waldlermesse im benachbarten Kirchberg geboren und hat das Erbe vieler singfreudiger Generationen übernommen. Aus dem Urquell waldlerischen Singens und Musizierens kamen ihm die Weisen zu. Die Worte stammen von einem nicht minder echtem Waldler, von Eugen Hubrich aus Kötzting. (1895-1963). Schlicht und einfach lässt er seine Landsleute mit ihrem Herrgott reden."

Baumsteftenlenz wurde Paul Friedl ‚der Zeitgenosse des Komponisten genannt. (1902-1989). Er war Sänger, Schriftsteller und Journalist und hielt in den „Goldenen Zwanziger Jahren", wo das Volkslied wenig bis gar nichts galt, dieses hoch in Ehren. Viel ließe sich über diesen musikalischen und der heimatlichen Volksmusik verbun¬denen Menschen erzählen, doch hören wir, was er über die Waldlermesse schreibt:

Wenn man den frommen und arttreuen Menschenschlag in dem herrlich grünen Waldgebirge mit seinen alten Kulturstätten, den Wallfahrtskirchen und Feldkreuzen. aber auch die alten Glashütten und die Holzhauer im weiten Forst vor dem geistigen Auge hat, dann wird die Waldlermesse zum großen Erlebnis. Dann grüßt eine ganze Landschaft mit ihren Menschen beim Klang der Glocken
Frohes Ansingen, betendes Musizieren, schicksalsschwerer Wallfahrersang, andachtsvolles Brauchlied und Erinnerungen an uralten Krippengesang, Dank und Verehrung, aber auch Freude und Jubel. Aufströmend bis zur ländlerischen Weise, in allem aber besinnlich und tiefgründig in den Ablauf einer Messe gefasst -
- das ist die Waldlermesse!

Waldlermesse am 06. Dezember 2015 in Reichenschwand
Verbindende Worte:

Kyrie Eleison: Herr erbarme dich, so haben wir es gerade gehört. Für die Menschen im Böhmerwald war es nach einem langen Tag voller Sorgen und Mühen die Bitte ums tägliche Brot. Der Boden war karg, die Ernte gering. Der Herr möge sich ihrer Sorgen annehmen, denn der steinige Boden gibt nicht viel her.
In Psalm 121 heißt es: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, woher kommt mir Hilfe? Meine Hilfe kommt von dem Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat.

Gloria, das Lob Gottes: Der wohlbekannte Wald ist der Ausgangspunkt für die Verherrlichung Gottes.
Der Wind, der über die Baumwipfel fegt, das Rauschen des Baches und das Singen der Vögel geschieht zum Lobe Gottes

Der Prophet Jesaja schreibt (Kap.9, 1-6):
Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande scheint es hell. Du weckst lauten Jubel, du machst groß die Freude. Vor dir wird man sich freuen, wie man sich freut in der Ernte, wie man fröhlich ist, wenn man die Beute austeilt. Denn du hast ihr drückendes Joch, die Jochstange auf ihrer Schulter und den Stecken ihres Treibers zerbrochen. Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn daher geht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt.
Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter, und er heißt Wunder Rat, Gottes Held, Ewig Vater, Friedefürst. Auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit.

Credo kommt aus dem lateinischen und heißt: ich glaube:
In seinem Glaubensbekenntnis vergleicht sich der Waldler mit seiner Umwelt. Sein Glaube ist fest verwurzelt und unerschütterlich wie eine Eiche.

Für ihn bleiben Vater, Sohn und Heiliger Geist die höchsten Drei. Sein Glaubensbekenntnis ist einfach, kurz und prägnant. Er wartet auf das Wunder beim jüngsten Gericht, auf das er die Herrlichkeit Gottes schauen kann.
Der Apostel Paulus schreibt im Hebräerbrief Kapitel 11,Vers 1: Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft und ein „nicht Zweifeln" an dem, was man nicht sieht.

Opferung= Ave Maria: Gegrüßet seist du Maria, die Mutter des Herrn.
Sein Waldler Ave verbindet er mit der Fürbitte und den ganz besonderen Wünschen um sein Seelenheil in der Todesstunde. Selbst im Tode, so glaubt der Waldler, grüßt der ganze Wald zusammen mit allen Bewohnern die Gottesmutter.

Im Lukasevangelium, Kapitel 1 steht der Lobgesang der Maria: Da heißt es am Anfang:
Meine Seele erhebt den Herrn und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes,
denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen. Siehe, von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.
Denn der Herr hat große Dinge an mir getan, der da mächtig und dessen Name heilig ist.

Sanktus und Andachtsruf:
Selbst im Sanktus findet der Waldler Vergleiche aus seiner gewohnten Umgebung. Er denkt daran, wie der Wald singt und klingt immer hat er die Hoffnung, dass der Herrgott seine Not sieht.

Schon in der deutschen Messe von Franz Schubert heißt es:
Heilig, heilig, heilig, heilig ist der Herr.
Er, der nie begonnen, er, der immer war, ewig ist und waltet, sein wird immerdar.
Allmacht, Wunder Liebe, alles rings umher!
Heilig, heilig, heilig, heilig ist der Herr.

Und wenn der Waldler seinen Glauben nicht mehr in Worte fassen kann, stimmt er den Andachtsruf an.

Benediktus= der Segen: Zur Ehre Gottes wird alles ganz still, das Laub, der Bach und die Vögel scheinen den Atem anzuhalten. Das Herz des Waldlers ist hocherfreut und weit offen. Er wird ergriffen von der Liebe Jesu.
Diese Liebe öffnet Herz und Mund. Der Jubel schallt durch den Wald. Mit seinem schönsten Gesang stimmt er ein Hosianna an
Bei Matthäus im 21. Kapitel heißt es: Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn. Hosianna in der Höhe!

Kommunion= das Abendmahl: Bei seiner Gewissenserforschung vor dem Empfang der Kommunion erkennt der Waldler, dass er im Vergleich zum Christkönig eigentlich unwürdig ist. Jesus war geduldig, er selbst wird schon bei der kleinsten Belastung wankelmütig.

Die Arbeit im Wald ist halt so hart, der Boden steinig und nicht sehr fruchtbar. Ohne Gottes Hilfe kommt er da nicht zurecht. Daher bittet er um ein Wort der Gnade von Gott und seine Seele wird rein und er darf zum Tisch des Herrn.

Ein Gebet zum Abendmahl aus unserem Gesangbuch nimmt darauf Bezug:
Lieber himmlischer Vater, ich danke Dir, dass Du mich an Deinen Tisch eingeladen hast. Ich kann dir nichts anders mitbringen als mein Leben. Vieles ist unfertig. Mein Glaube ist oft sehr klein. Ich vertraue auf deine bedingungslose Liebe und freue mich, dass du mich an deinem Tisch haben willst. Stärke mich und erfülle mich mit deinem Geist. Amen

Ite missa est = geht, im Frieden
Der Herrgott hat sein Gebet erhört, voll inneren Frieden kann er zurück in seinen Wald, denn er weiß, für ihn steht einst der Himmel offen. Der Herrgott ist droben und spendet seinen überreichen Segen.

Ein Liedervers aus unserem Gesangbuch bekräftigt das mit den Worten: (Nr. 170; 2)
Keiner kann allein Segen sich bewahren.
Weil du reichlich gibst, müssen wir nicht sparen,
Segen kann gedeih‘n, wo wir alles teilen,
schlimmen Schaden heilen, lieben und verzeih‘n.

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